Der wahre Schauplatz strategischer Wirkung ist der Kopf

Table of Contents

Warum strategische Kommunikation die kognitive Dimension verstehen muss, wenn sie Wirkung erzielen will.

Es ist verlockend, technologische Entwicklung als Fortschritt zu deuten. Künstliche Intelligenz, automatisierte Text- und Bildgeneratoren, Bots mit Persönlichkeit: All das suggeriert Effizienz, Skalierbarkeit, Intelligenz. Doch das ist ein Trugschluss. Denn wer Wirkung erzielen will, muss Menschen überzeugen.

Der Informationsraum, in dem heutige Strategien greifen müssen, besteht aus drei untrennbaren Dimensionen: einer physischen (Infrastruktur, Hardware, Orte), einer informationellen (Daten, Inhalte, Netzwerke) und einer kognitiven. Letztere ist die entscheidende. Sie ist der Raum des Denkens, des Verstehens, der Bedeutungszuweisung. Wer nicht in der kognitiven Dimension agiert, betreibt bestenfalls Datenpflege.

Technik schafft Möglichkeiten, keine Wirkung

Informationsbezogene Fähigkeiten (Information-Related Capabilities, IRCs) reichen von Öffentlichkeitsarbeit über Cyber-Operationen bis zu (militärischer) Täuschung. Sie sind Mittel zum Zweck. Entscheidend ist nicht, welche einzelnen Tools zur Verfügung stehen, sondern wie sie zusammenspielen, um in der kognitiven Dimension das zu bewirken, was strategisch intendiert ist: ein verändertes Denken, ein gefestigter Eindruck, eine neue Entscheidung.

Hier liegt das Problem: Wer strategische Kommunikation als Toolset missversteht, verliert die Wirkung aus dem Blick. Kommunikation wirkt nicht, weil sie möglich ist, sondern weil sie Bedeutung erzeugt. Und Bedeutung entsteht nicht im Sender, sondern im Kopf der Adressierten. Wer das verkennt, bleibt im Operativen hängen – und macht zwar vielleicht Vieles, aber ohne die gewünschte Wirkung.

KI beschleunigt, was wir nicht verstehen

Die digitale Informationslandschaft wird zunehmend von KI geprägt. Täuschend echte Deepfakes, automatisch generierte Influencer, Halluzinationen mit Quellenangabe: Was früher Wochen dauerte, entsteht heute in Sekunden. KI kann Krisen eskalieren, Debatten verzerren, Realität fragmentieren – nicht, weil sie denkt, sondern weil wir ihr glauben.

Beispiel Xs “Grok”: Ein KI-Assistent, der Fakten checkt, Bilder erzeugt, Debatten führt. Und dabei oft falschliegt, ohne es zu merken. Wer diese Instrumente naiv einsetzt, riskiert Glaubwürdigkeit. Wer sie ignoriert, verliert Anschluss. Strategisch nutzen kann sie nur, wer das Ziel nicht aus den Augen verliert: Wirksamkeit in der kognitiven Dimension.

Realität ist keine Tatsache, sondern ein Effekt

Die zentrale These: Wirklichkeit entsteht nicht durch Informationen, sondern durch deren Interpretation. Und diese Interpretation ist formbar. Wer heute Verantwortung trägt, steht nicht vor der Wahl, ob er oder sie im Informationsumfeld handelt, sondern nur: wie bewusst.

Strategische Kommunikation ist kein Kommunikationsproblem. Sie ist eine Machtfrage. Nicht über Menschen, sondern mit ihnen. Wer Wirkung erzielen will, braucht kein grösseres Mikrofon, sondern ein besseres Verständnis dafür, wie Menschen Wirklichkeit konstruieren. Und wie man in diesen Prozess sinnvoll eingreift. Dabei ist Präzision wichtiger als Lautstärke.

Share this article with a friend